Betty Bossi Content Marketing

Content-Marketing: Worauf kommt es wirklich an?

Content-Marketing ist ein grosses Thema im Online-Zeitalter. Experten schreiben darüber unzählige Artikel und Anwender diskutieren in Online-Foren, was es in der realen Wirtschaftswelt wirklich braucht, um mit  Content-Marketing erfolgreich zu sein. Es gibt diverse Modelle, Strategien und Handlungsempfehlungen zu Content-Marketing. Was häufig zu kurz kommt, sind die wegweisenden, mutigen Ideen, die es für erfolgreiches Content-Marketing braucht.

Früher, also vor etwas mehr als 10 Jahren, gab es auch noch keine Smartphones und soziale Medien. Damals lasen wir noch Zeitungen und schauten Fernsehen. Content-Marketing war für viele noch etwas völlig Unbekanntes. Der in den 60er Jahren entwickelte 4P-Marketing-Mix (Product, Price, Place, Promotion) reichte völlig aus.

In den letzten Jahren haben die klassischen Werbemedien, die meistens im Rahmen von 4P-Marketing-Massnahmen zur Anwendung kamen, dramatisch an Bedeutung verloren. Wir konsumieren heute Inhalte primär online über das Smartphone.

Unternehmen und unabhängige Influencer versorgen ihre Online-Kanäle laufend mit neuen Inhalten. Ob die rasant wachsende Menge an Content auch angeschaut wird, bleibt dahingestellt. Langweiliger und austauschbarer Content wird tendenziell nicht angeschaut. Wer nicht beachtet wird, hat in unserer schnelllebigen Zeit bereits verloren.  

Auf den Punkt gebracht ist Content-Marketing eine Rückbesinnung auf das bewährte Werbekonzept AIDA (Attention, Interest, Desire, Action). 

Positiv auffallen, die Gunst potentieller Kunden gewinnen und diese zum Kauf heranführen, gehörten schon immer zu den täglichen Aufgaben im Marketing. Im Zeitalter der Reizüberflutung und des Überflusses steigen die Anforderungen an das Marketing, Werbekonzepte zu entwickeln, die im Smartphone-Zeitalter die Gunst der Kunden gewinnen.

Produkte und Dienstleistungen werden immer ähnlicher. Emotionale Geschichten rund um den Kundennutzen stehen heute im Vordergrund. 

  • Wirkungsvolles Content-Marketing verlangt aber ein strategisches Vorgehen und radikales Umdenken.
  • Es braucht grosse, mutige Ideen, die dann konsequent und kreativ umgesetzt werden.
  • Oberste Priorität muss der Nutzer haben. Es gilt, ihn nachhaltig zufriedenzustellen.
  • Entweder wird ihm ein echtes Problem gelöst oder das Produkt oder die Dienstleistung macht ihn glücklich und zufrieden. Hier muss Content-Marketing ansetzen!

Content-Marketing Beispiel aus dem Jahre 1956…

Es gibt Unternehmen, die haben bereits vor Jahrzehnten mit Content-Marketing wegweisende Zeichen gesetzt. Ein Beispiel ist sicherlich Betty Bossi, eine Marke die in der Schweiz nach wie vor äusserst beliebt ist.

Geschaffen wurde Betty Bossi in den 60er Jahren von einer Werbeagentur (Lintas), die von Unilever den Auftrag erhielt, bei Hausfrauen, das Kochen mit Speisefetten und Margarine populär zu machen.

Die fiktive Person Betty Bossi wurde von der legendären Werbetexterin Emmi Creola-Maag erfunden. Der gängige Name Betty Bossi funktionierte in allen Landessprachen und stand für eine sympathische Köchin, die für ihre kreativen Kochrezepte Margarine und Fettstoffe der Marken Astra und Sais verwendete.

Am 1. April 1956 erschien die erste Betty Bossi Post in deutscher und französischer Sprache. Es war die erste Zeitung mit Kochrezepten und Küchentipps. Die kreativen, einfach nachkochbaren Rezepte kamen bei den Hausfrauen bestens an und die Menüvielfalt auf den häuslichen Tischen nahm zu. Später kamen dann unzählige Kochbücher sowie ein Versandhandel für hilfreiche Küchenhelfer dazu.

Der nachhaltige Erfolg ermutigte Unilever dazu, eine eigene Kochschule unter den Namen Betty Bossi zu eröffnen. Betty Bossi entwickelte sich zur Köchin der Nation und die Marke genoss bei der Schweizer Bevölkerung fast schon Kultstatus.

Betty Bossi ist ein schönes Beispiel für Content-Marketing.

Im Vordergrund standen nicht die zu verkaufenden Speisefette von Unilever. Stattdessen lag der kommunikative Schwerpunkt auf  schmackhaften Menu-Vorschlägen, die einfach und relativ schnell gekocht oder gebacken waren. Von Beginn weg setzte das „Betty Bossi Team“ auf eine visuell ansprechende Bildsprache, ganz nach der Devise, das Auge isst ja mit. 

Ziel von Betty Bossi war es, die Herzen der Hausfrauen nachhaltig zu gewinnen. Konsequent wurde aufgezeigt, wie Schweizer Hausfrauen ihre Familien mit kulinarischen Speise-Erlebnissen glücklich machen konnten.

 Die eigentlichen Produkte – also die Speisefette von Astra und Sais – wurden geschickt integriert und als wichtige Rohstoffe für sicheres Gelingen vermarktet. Betty Bossi gab es unter diesem Namen nur in der Schweiz (In den USA gab es eine ebenfalls erfolgreiche Lancierung unter dem Namen Betty Cooker.)

Da Betty Bossi später nicht zur globalen Marketingstrategie von Unilever passte, wurde die Marke, der Verlag und die Kochschule 1995 an Ringier verkauft. Heute gehört Betty Bossi zu Coop, da Ringier einige Jahre nach der Akquisition von Betty Bossi, das Interesse am Kochbuchverlag wieder verloren hatte.

Was lernen wir von der Betty Bossi Content-Marketing-Story?

Es kommt auf die grosse Idee an. Für grosse Ideen braucht es Mut, Kundennähe und Ressourcen. Auch bei Betty Bossi brauchte es Zeit, um die Marke für innovative Kochrezepte zu verankern.

Checkliste Content-Management

  • Gibt es eine klare Markenpositionierung und eine eindeutige Definition des Produktes beziehungsweise Dienstleistungsnutzens?
  • Gibt es ausreichende Beschreibungen von drei bis vier Personas (fiktive Kunden), die das Produkt anwenden oder eine Dienstleistung beziehen?
  • Welche Vorteile erzielen die Personas daraus und warum kaufen sie gerade dieses Produkt oder diese Dienstleistung?
  • Was sind mögliche Pain-Points, die ein Kunde (Persona) dazu führen, ein Produkt oder eine Dienstleistung nicht zu kaufen?
  • Gibt es bessere oder günstigere Alternativen zum Produkt oder der Dienstleistung?
  • Über welche Touchpoints findet der gesamte Kaufprozess (Awareness, Evaluation, Kauf, Nutzung) statt?
  • Wie würde eine einfache, relativ kurze Geschichte aus Sicht des Kunden, der das Produkt verwendet oder die Dienstleistung bezieht, erzählt werden können?